Albéric Schotte - Der eiserne Brik
Der Belgier Albéric Schotte wurde stets «Brik» (bzw. «Briek») genannt. Vor allem mit einem geizte Schotte während seiner von 1940 bis 1959 dauernden Profi-Karriere nicht: mit einer gehörigen Portion Rennhärte. Zwar bedarf es zu einem Weltklassemann einer Mischung aus Talent und eben dieser Rennhärte, doch bei Kämpferherz Brik Schotte machte zweifelsfrei letztere den Bärenanteil aus. Der «eiserne» Brik war zu Hause auf den Straßen der flämischen Klassiker - und so gewann er auch seine beiden Straßen-WM-Titel zuerst 1948 im Nachbarland Niederlande und dann zwei Jahre später in seiner Heimat Belgien.
Doppelt hält besser
Die ersten Jahre seiner Laufbahn fielen mit dem Zweiten Weltkrieg zusammen. 1939 lag Schotte bei der Tour de l'Ouest 19-jährig in Führung, bevor das Rennen wegen der unweiten Kampfhandlungen abgebrochen werden musste und der Belgier zum Sieger erklärt wurde. Dennoch wechselte er zu den Profis und gewann 1942 zum ersten Mal die Flandern-Rundfahrt, an der er sage und schreibe 20mal teilnahm. 1948 siegte er beim heiß geliebten Klassiker der Belgier ein weiteres Mal. Ebenfalls jeweils zweimal erfolgreich war Schotte bei den wichtigen klassischen Eintagesrennen Gent-Wevelgem, Paris-Brüssel und Paris-Tours.
Doch ein anderer «Doppelpack» war der wichtigste in den Palmarès des unermüdlichen Flamen. Brik Schotte war der dritte Doppelweltmeister der seit 1927 ausgetragenen Profi-Titelkämpfe auf der Straße. In Valkenburg 1948 besiegte er auf der Zielgeraden seinen einzigen Begleiter Apo Lazarides. 1950 sprang er bei der WM in Moorslede quasi vor seiner eigenen Haustür der Konkurrenz einige Kilometer vor dem Ziel davon und kam mit knapp einer Minute Vorsprung vor den Verfolgern solo als Erster an.
Bei Sauwetter dem Tour-Sieg nahe
Brik Schotte war kein begnadeter Sprinter, kein guter Bergfahrer und schon gar nicht ein Stylist auf dem Rad. Doch seine offensive, nimmer müde Fahrweise brachte ihm sogar bei der Tour de France einige beachtliche Ergebnisse ein. Bei seinen vier Teilnahmen zwischen 1947 und 1950 erreichte er jedes Mal das Ziel in Paris. Bei der ersten Auflage nach dem Krieg triumphierte er in der französischen Hauptstadt auf der Schlussetappe.
Und ein Jahr später konnte nur der große Gino Bartali Briks allergrößten Sieg verhindern. Bei der Tour 1948 fehlten Schotte am Ende allerdings satte 26 Minuten und 16 Sekunden auf Gesamtsieger Bartali, aber vor den Franzosen Guy Lapébie und Louison Bobet sicherte er den beachtlichen zweiten Gesamtrang. Dabei spielte ihm auf der Alpenetappe nach Briançon das Wetter optimal in seine Karten. Nässe und Kälte - das war genau das Wetter, bei dem der «eiserne» Brik auftaute. In einem infernalischen Schneeregen konnte er den Rückstand auf Bartali noch am ehesten in Grenzen halten - und das, obwohl die hohen Alpenpässe wahrlich nicht seine Welt waren. Nach seiner Laufbahn arbeitete Schotte erfolgreich als sportlicher Leiter, u.a. in den 1970ern beim Team Flandria. Am 4. April 2004 - ausgerechnet am Tag der 88. Flandern-Rundfahrt - starb «De laatste der Flandriens» 84-jährig an einer Lungenkrankheit.
Die wichtigsten Siege und Schottes Teams:
1940 - Mercier-Groene Leeuw
1941 - Mercier-Groene Leeuw
Meisterschaft von Flandern
1942 - Mercier-Thompsen
Flandern-Rundfahrt
1943 - Europe-Thompsen
1944 - Helyett
1945 - Alcyon
Nokere Koerse
1946 - Alcyon
Omloop Mandel-Leie-Schelde
1. Etappe Luxemburg-Rundfahrt
2. Etappe Luxemburg-Rundfahrt
Luxemburg-Rundfahrt, Gesamtsieg
1.1 Etappe Quer durch Belgien
Paris-Brüssel
Paris-Tours
1947 - Alcyon
21. Etappe Tour de France (Caen - Paris)
Paris-Tours
1948 - Alcyon
Flandern-Rundfahrt
Straßen-Weltmeister in Valkenburg
1949 - Alcyon
1950 - Alcyon
Gent-Wevelgem
5. Etappe Holland-Rundfahrt (Eindhoven)
Straßenweltmeister in Moorslede
1951 - Alcyon
1952 - Alcyon
Paris-Brüssel
1953 - Alcyon
Quer durch Belgien
Antwerpen-Lüttich
1954 - Alcyon
Meisterschaft von Flandern
1955 - Alcyon
3. Etappe Quer durch Belgien
Quer durch Belgien, Gesamtsieg
Gent-Wevelgem
Schelde-Preis
1956 - Faema
1957 - Peugeot
1958 - Mann
1959 - Mann
Schotte bei der Tour de France: 1947 13. für Team Belgien 21. Etappe (Caen - Paris) 1948 2. für Team Belgien 1949 33. für Team Belgien 1950 22. für Team Belgien
Schotte-Seiten im www:
http://www.memoire-du-cyclisme.eu/palmares/schotte_alberic.php