Giro d'Italia 2020 - 15. Etappe
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Hart siegt, Kelderman knapp an Rosa vorbei
Tao Geoghegan Hart (Ineos) gewann auf der 15. Giro-Etappe 2020 die Bergankunft von Piancavallo. Der Brite klemmte sich an das Duo aus Jai Hindley und Wilco Kelderman (beide Sunweb) und sprintete auf den letzten Metern davon. Hindley hatte seinen Kapitän Kelderman zuvor hochgeschleppt und so bis auf Hart alle Konkurrenten eliminiert. Bester des Rests war ausgerechnet João Almeida (Deceuninck), der sein Rosa Trikot deswegen knapp um 15 Sekunden gegen Kelderman verteidigte. 37 Sekunden hinter dem Spitzentrio rollte Almeida über die Linie.
Alle anderen Klassementfahrer fielen in dem 14,5 Kilometer langen Schlussanstieg verhältnismäßig weit zurück. Rafal Majka und Patrick Konrad (beide Bora) auf den Plätzen 5 und 6 kamen 1:22 und 1:29 Minuten hinter dem Sieger und wenige Sekunden vor den alternden Pre-Race-Favoriten Nibali (Trek) und Fuglsang (Astana) ins Ziel. Der gesamten Bergtappe hatte Keldermans Team den Stempel aufgedrückt – erst bei der Einholung der Spitzengruppe des Tages, dann bei der Sprengung der Favoritengruppe im Schlussanstieg durch weiter konsequent durchgeführte Tempoarbeit.
Als 7,3 Kilometer vorm Ziel Chris Hamilton als vorletzter Teamkollege von Kelderman entkräftet ausscherte, waren außerdem nur noch Hindley und Hart vorne dabei. Almeida, dessen Teamkollege Masnada sowie Majka hielten ohnehin nur noch mit Ach und Krach Anschluss. Um sie war es dann endgültig geschehen, nachdem Hindley sein 7-Kilometer-Werk mit Kelderman und Hart im Schlepptau begonnen hatte. Bilbao (Bahrain), Nibali, Pozzovivo (NTT), Konrad oder Fuglsang – sie alle hatten schon vorher abreißen lassen müssen.
Ergebnis 1. Tao Geoghegan Hart (GBR) - Ineos -:--:-- 2. Wilco Kelderman (NED) - Sunweb +0:02 3. Jai Hindley (AUS) - Sunweb +0:04 4. João Almeida (POR) - Deceuninck-Quick Step +0:37 5. Rafal Majka (POL) - Bora-Hansgrohe +1:22 6. Patrick Konrad (AUT) - Bora-Hansgrohe +1:29 7. James Knox (GBR) - Deceuninck-Quick Step +1:36 8. Pello Bilbao (ESP) - Bahrain-McLaren alle 9. Jakob Fuglsang (DEN) - Astana gleiche 10. Vincenzo Nibali (ITA) - Trek-Segafredo Zeit 11. Fausto Masnada (ITA) - Deceuninck-Quick Step +1:38 12. Domenico Pozzovivo (ITA) - NTT +1:54 13. Antonio Pedrero (ESP) - Movistar gl.Zeit 14. Hermann Pernsteiner (AUT) - Bahrain-McLaren gl.Zeit 15. Brandon McNulty (USA) - UAE-Emirates +2:43 16. Ben O'Connor (AUS) - NTT Pro Cycling +3:10 17. Tanel Kangert (EST) - EF Pro Cycling +5:07 18. Victor de la Parte (ESP) - CCC gl.Zeit 19. Ben Swift (GBR) - Ineos gl.Zeit 20. Matteo Fabbro (ITA) - Bora-Hansgrohe +5:17 - 138 Fahrer klassiert. DNF Nicolas Edet (FRA) - Cofidis DNF Jhonatan Narvaez (ECU) - Ineos DNF Gianluca Brambilla (ITA) - Trek-Segafredo DNS Juan S. Molano (COL) - UAE-Emirates
Almeida mit Rosa Trikot in 2. Ruhetag
Almeida konnte noch ein 13. Mal das Rosa Trikot des Gesamtführenden überstreifen. Vor dem 2. Ruhetag mit dessen ungewissen Corona-Ausgang setzte Keldermans Team alles an eine Ablösung an der Spitze der Gesamtwertung. Am Ende reichte es für Kelderman knapp nicht, weil Almeida als Solist die Zähne zusammenbiss, wohingegen Kelderman im Sog von Hindley keinen Meter von vorne fuhr. Hindley sprang sogar auf den 3. Platz der Gesamtwertung, eine Sekunde vor dem ebenfalls um 7 Plätze gekletterten Hart. Beide wiesen nach 15. Etappe fast 3 Minuten Rückstand aufs Rosa Trikot auf, so dass bei einer Fortsetzung des Giro alles auf ein Duell um den Gesamtsieg 2020 zwischen Almeida und Kelderman hinausläuft, mit klarer Tendez pro Kelderman.
Mit zwischen 3 und 4 Minuten Rückstand sortierten sich Bilbao, Majka, Nibali und Pozzovivo auf den Plätzen 5 bis 8 ein. Dahinter blieben Konrad und Masnada auf Schlagdistanz. Die Top-15 der Gesamtwertung belegten auch die Top-15-Plätze in der Tageswertung, wenn auch in etwas anderer Reihenfolge. McNulty (UAE) verlor in Piancavallo am meisten Zeit und fiel nach seinem starken Zeitfahren des Vortages in der Gesamtwertung wieder heraus aus den Top-Ten vom 4. auf den 11. Platz.
Gesamtwertung 1. João Almeida (POR) - Deceuninck-Quick Step 59:27:38 2. Wilco Kelderman (NED) - Sunweb +0:15 3. Jai Hindley (AUS) - Sunweb +2:56 4. Tao Geoghegan Hart (GBR) - Ineos +2:57 5. Pello Bilbao (ESP) - Bahrain-McLaren +3:10 6. Rafal Majka (POL) - Bora-Hansgrohe +3:18 7. Vincenzo Nibali (ITA) - Trek-Segafredo +3:29 8. Domenico Pozzovivo (ITA) - NTT +3:50 9. Patrick Konrad (AUT) - Bora-Hansgrohe +4:09 10. Fausto Masnada (ITA) - Deceuninck-Quick Step +4:12 11. Brandon McNulty (USA) - UAE-Emirates +4:29 12. Jakob Fuglsang (DEN) - Astana +5:07 13. Antonio Pedrero (ESP) - Movistar +8:14 14. James Knox (GBR) - Deceuninck-Quick Step +8:55 15. Hermann Pernsteiner (AUT) - Bahrain-McLaren +9:30 16. Sergio Samitier (ESP) - Movistar +20:43 17. Ilnur Sakarin (RUS) - CCC +22:24 18. Aurél. Paret-Peintre (FRA) - AG2R La Mondiale +26:38 19. Jonathan Castroviejo (ESP) - Ineos +29:46 20. Matteo Fabbro (ITA) - Bora-Hansgrohe +31:56 21. Sam Oomen (NED) - Sunweb +32:00
Eine der entscheidenden Bergetappen des Giro d'Italia 2020 fand im tiefen Schlagschatten der ebenfalls wegen Corona in den Herbst verschobenen Flandern-Rundfahrt statt. Ebenfalls unter Wert geschlagen wurden auf der 15. Etappe einige der bis zu 13 Ausreißer des Tages, die in wechselnden Konstellationen das Rennen anführten. Mindestens zeitweise vorne dabei waren: Vendrame (AG2R), Chirico (Androni), Boaro (Astana), Padun (Bahrain), Haas, Navarro (beide Cofidis), de Gendt, Holmes (beide Lotto), Samitier, Villella (beide Movistar), Dennis (Ineos), Visconti und Zardini (beide Vini Zabù). Visconti belohnte sich immerhin mit dem blauen Bergtrikot, auch weil dessen bisheriger Träger Guerreiro (EF) den Sprung in die Spitzengruppe verpasste.
Bergwertung 1. Giovanni Visconti (ITA) - Vini Zabù-KTM 118 p. 2. Ruben Guerreiro (POR) - EF 87 3. Filippo Ganna (ITA) - Ineos 48 4. Tao Geoghegan Hart (GBR) - Ineos 45 5. Jonathan Castroviejo (ESP) - Ineos 45 6. Jonathan Caicedo (COL) - EF Pro Cycling 40 7. Simon Pellaud (SUI) - Androni-Sidermec 39 8. Wilco Kelderman (NED) - Sunweb 34
Ansonsten machte die konsequente Nachführarbeit des Kelderman-Teams die Anstrengungen der Spitzengruppe zunichte. Innerhalb der letzten 50 Kilometer waren Rohan Dennis, Thomas de Gendt und Giovanni Visconti am vorletzten der 4 bezeichneten Anstiege des Tages vorne übrig geblieben. Wenig später begann Dennis ein Solo, das 10 Kilometer vorm Ziel im unteren Bereich des Schlussanstiegs beendet sein sollte. Zuletzt hatte ihn eine Gruppe mit Visconti, de Gendt, Samitier, Villella und Vendrame verfolgt. Alle anderen Ausreißer waren schon vorher vom immer kleiner werdenden Hauptfeld gestellt worden. Hamilton, Hindley und Kelderman führten nun die Machtdemonstration ihres überraschend starken Teams fort. Zur Vollendung fehlten eigentlich nur der Etappensieg und das Rosa Trikot.
Etappen-Vorschau: Die 2. reine Bergankunft des Giro d'Italia 2020 steht am Ende der 15. Etappe auf dem Programm. Diese führt durch die Region Friaul-Julisch Venetien schon unterwegs über 3 Kategorie-2-Berge. Der Schlussanstieg nach Piancavallo ist 14,5 Kilometer lang und im Schnitt 7,8 % steil – mit der steilsten Stelle bis 14 % nach 5,5 Kilometern im Berg. Es handelt sich als um eine der schwierigsten Etappen des Giro 2020, aber noch lange nicht um die schwierigste.
An die 15. Etappe schließt sich der 2. und letzte Ruhetag an.