Tokio 2021 - Straßenrennen

Tokio 2021 - Übersicht - Siegerliste Olympia-Straßenrennen

Carapaz als Sieger von den Tour-Besten

Richard Carapaz (Ecuador) gewann das olympische Straßenrennen von Tokio 2020 bzw. 2021 als Solist. Bei der Auslese am Mikunipass blieben aus einem Hauptfeld letztlich 13 Fahrer an der Spitze übrig, als noch 30 Kilometer zu fahren waren. Aus der sich anschließenden taktischen Springerei gingen 25 Kilometer vorm Ziel Carapaz und Brandon McNulty (USA) als Duo hervor. An der letzten Welle ließ der Tour-de-France-Dritte seinen amerikanischen Begleiter stehen. Im Sprint von 8 Verfolgern schnappten sich Wout van Aert (Belgien) und Tadej Pogacar (Slowenien) Silber und Bronze.

Damit bestand das Podest aus 3 der besten Fahrer der nur 6 Tage zuvor zu Ende gegangenen Tour de France 2021. Van Aert und Pogacar waren als Favoriten ins Olympia-Rennen gegangen. Auch Mollema (Trek), Woods (Kanada), McNulty, Gaudu (Frankreich) und Uran (Kolumbien) auf den Plätzen 4 bis 8 kamen aus der Tour de France. Aus den Top-Ten bereiteten sich nur Adam Yates (Großbritannien), der am Ende der Verfolgergruppe das Ziel erreichte, sowie der kurz zuvor abreißende Maximilian Schachmann (Deutschland) gezielt auf Olympia vor. Der 28-jährige Carapaz wurde erst der zweite Olympiasieger und Medaillengewinner überhaupt für sein Heimatland Ecuador.

Schwül-warmes Warten auf den Mikunipass

Entsprechend der Favoritenstellung kontrollierten die Teams von Belgien und Slowenien mit ihren kleinen 5-Mann-Kadern das Rennen hinter der frühen Spitzengruppe des Tages. Nic Dlamini (Südafrika), Michael Kukrle (Tschechien), Juraj Sagan (Slowakei), Polychronis Tzortzakis (Griechenland), Eduard-Michael Grosu (Rumänien), Aular Sanabria (Venezuela), Paul Daumont (Burkina Faso) and Elchin Asadov (Aserbaidschan) erhielten zwsischenzeitlich rund 20 Minuten Vorsprung. Im Hauptfeld war der Sturz von Geraint Thomas und Tao Geoghegan Hart (beide Großbritannien) die Hauptmeldung der ersten Rennhälft. In der Sturz verwickelt waren auch Giulio Ciccone (Italien) und Gregor Mühlberger (Österreich). Bei schwül-warmen Temperaturen waren die Fahrer sichtbar um eine ständige Wasserzufuhr bemüht.

108 Kilometer vorm Ziel begann der längste Anstieg am Mount Fuji. An der Spitze waren da noch Dlamini, Kurkle, Sagan, Tzortzakis und Sanabria übrig, knapp 14 Minuten vorm Feld. In dem bröckelte es nun hinten, darunter der letzte Olympiasieger Greg van Avermaet, der sich in flach-welligen Anfahrt in den Dienst für van Aert gestellt hatte. Einen noch längeren Atem in der Nachführarbeit hatte Jan Tratnik für Pogacar. Die Italiener stiegen etwas in die Tempoarbeit der Belgier und Slowenen ein.

Innerhalb der letzten 55 Kilometer begann eine nervöse Phase mit ein paar Attacken aus dem Hauptfeld, eröffnet durch Ciccone. Weitere italienische Attacken wurden schnell neutralisiert. 52,5 Kilometer vorm Ziel attackierte Remco Evenepoel (Belgien), der neben van Aert im Vorfeld als belgischer Co-Kapitän galt. Eddie Dunbar (Irland) und Vincenzo Nibali (Italien) schlossen sich ihm an. Doch 3 Kilometer später war das Trio wieder geschnappt und noch einen Kilometer weiter dazu mit Kurkle und Sanabria die letzten beiden frühen Ausreißer.

Pogacar, McNulty und Woods bergan davon

In den Mikunipass hinein gab Tratnik sein letztes Korn, bevor Tiesj Benoot und Mauri Vansevenant für Belgien das Tempo nach oben schraubten. Das Hauptfeld platzte nun völlig auseinander. Zu den vielen Zurückgefallenen gehörte Evenepoel. Als van Aerts letzter Helfer Vansevenant verbraucht war, beschleunigte Pogacar 37,5 Kilometer vorm Ziel und riss eine zunächst kleine Lücke. McNulty und Woods sprangen dazu. Hinter dem Trio bolzte van Aert das Tempo, woraufhin sich die Verfolgergruppe nochmals drastisch verkleinerte. Unter anderem Sloweniens Co-Kapitän Primoz Roglic musste jetzt abreißen lassen.

Hinter van Aert versammelten sich nun die 9 Fahrer, die zuzüglich Pogacar, McNulty und Woods in der entscheidenden Phase mit dabei waren, als Carapaz und McNulty wegfuhren. Zwischenzeitlich blieben an van Aert nur Alberto Bettiol (Italien) Carapaz, Uran, Adam Yates und Michal Kwiatkowski (Polen) dran. Gaudu, Mollema, Jakob Fuglsang (Dänemark) und Schachmann krochen auf dem Zahnfleisch. Es war keine Nation mehr doppelt vorne vertreten. Allerdings gab es ein paar Duos aus den Markenteams, bei den die Fahrer ansonsten unter Vertrag stehen: Pogacar und McNulty (beide UAE), Carapaz, Kwiatkowski und Yates (alles Ineos) sowie Uran und Bettiol (beide EF). Dieser Fakt hat das Rennen aber wohl nur sehr punktuell beeinflusst. Dass alle auf den sprintstärksten van Aert schauten, änderte sich dadurch nicht.

Van Aert stopft fast alle Lücken

35,5 Kilometer vorm Ziel attackierte Kwiatkowski mit seinem Markenkollegen Carapaz die Verfolgergruppe, dahinter Uran und Bettiol. Einen halben Kilometer später hatte Carapaz mit Kwiatkowski und Bettiol am Rad den Anschluss zum nie weit entwischten Spitzentrio mit Pogacar, McNulty und Woods hergestellt, etwas später auch Uran. Im neuen Spitzenseptett herrschte Uneinigkeit, so dass auch van Aert mit Mollema, Gaudu und Fuglsang kurz unterhalb der Passhöhe wieder vorn war. Unmittelbar vor dem Gipfel attackierte Woods und ging mit leichtem Vorsprung in eine kurze Abfahrt. Etwas hinter der Gruppe kämpften sich Schachmann und Yates als Solisten über den Pass und schafften in der Abfahrt den Anschluss.

Innerhalb der letzten 30 Kilometer war Woods vor allem aufgrund der Tempoarbeit von van Aert und teilweise auch Pogacar wieder eingefangen. Das entscheidende Belauern und Attackieren ging nun los. Mollema attackierte mit Kwiatkowski und McNulty am Rad. Van Aert stopfte das Loch mit allen anderen dahinter. 27,2 Kilometer vorm Ziel attackierte Fuglsang. Es brauchte 2 Kilometer, bis er von Kwiatkowski, Pogacar, van Aert und Schachmann gestellt wurde. Den Rest der Gruppe führte Carapaz wieder heran. Es folgte die die entscheidende Attacke von McNulty, der sich nur Carapaz anschloss.

Carapaz mit McNulty entwischt

Der Vorsprung des Duos wuchs schnell auf 20 Sekunden, dann 30, dann 40. Die Augen richteten sich weiterhin vor allem auf van Aert. Solo-Aktionen von Schachmann, Kwiatkowski und Woods wurden schnell durch Pogacar und van Aert unterbunden. 15 Kilometer vorm Ziel fiel Bettiol mit Krämpfen zurück. Der Vorsprung des Spitzenduos war nun auf 44 Sekunden angewachsen. Innerhalb der letzten 12 Kilometer ging van Aert in einer Welle. Nur nach und nach kamen seine Konkurrenten zurück. Der Abstand zum Spitzenduo sank durch die Aktion wieder auf unter 20 Sekunden. Allerdings begannen die Beobachtungsrunden und das Pokern auf van Aerts Kräfte von Neuem.

Carapaz attackierte 6 Kilometer vorm Ziel McNulty in einem leichten Bergaufstück. In dieser Welle attackierte auch Woods, woraufhin er und Gaudu wegzukommen schienen, aber bald von Uran und allen anderen erneut gestellt waren. Dann knallte Woods den restlichen Anstieg hoch, vorbei an McNulty, dazu noch Uran, Gaudu und Mollema. Pogacar, van Aert und McNulty und Yates schafften diese Auslese auch noch, Schachmann nicht mehr ganz. Noch dahinter fuhren Kwiatkowski und Fuglsang.

Van Aert im Sprint knapp zu Silber vor Pogacar

Die Verfolger konzentrierten sich nun auf den Sprint um die verbleibenden Medaillen hinter Carapaz, der letztlich mit über einer Minute Vorsprung gewann. Van Aert fuhr den Sprint an der linken Bande von vorne mit Pogacar am Hinterrad. Als rechts Yates antrat, eröffnete auch van Aert seinen Sprint und behauptete sich nur hauchdünn vor dem aufkommenden Pogacar. Im Windschatten der beiden sprintete Mollema auf den 4. Platz.

 

Sa24. Juli 2021, Musashinonomori Park - Fuji Speedway
Ergebnis Olympisches Straßenrennen (234km)
 1. Richard Carapaz (ECU)      6:05:26
 2. Wout van Aert (BEL)          +1:07
 3. Tadej Pogacar (SLO)
 4. Bauke Mollema (NED)
 5. Michael Woods (CAN)         alle
 6. Brandon McNulty (USA)
 7. David Gaudu (FRA)          gleiche
 8. Rigoberto Uran (COL)
 9. Adam Yates (GBR)            Zeit
10. Max Schachmann (GER)         +1:21
11. Michal Kwiatkowski (POL)     +1:35
12. Jakob Fuglsang (DEN)         +2:43
13. Joao Almeida (POR)           +3:38
14. Alberto Bettiol (ITA)
15. Dylan van Baarle (NED)
16. Daniel Martin (IRL)         alle
17. Simon Yates (GBR)          gleiche
18. Patrick Konrad (AUT)        Zeit
19. Rafal Majka (POL)            +3:40
20. Gianni Moscon (ITA)        gl.Zeit
21. Alexej Luzenko (KAZ)         +6:20
22. Toms Skujins (LAT)
23. Gorka Izagirre (ESP)
24. Damiano Caruso (ITA)
25. Marc Hirschi (SUI)          alle
26. George Bennett (NZL)
27. Guillaume Martin (FRA)     gleiche
28. Primoz Roglic (SLO)
29. Emanuel Buchmann (GER)      Zeit
30. Hermann Pernsteiner (AUT)    +7:51
...

 

Strecke

Das olympische Straßenrennen in Japan findet nur 6 Tage nach dem Ende der Tour de France statt. Die Strecke führt vom Musashinonomori Park rund 25 Kilometer westlich vom Zentrum Tokios weiter nach Westen Fuji International Speedway. Rund um die Motorsportstrecke sind außerdem bergige Runden am Fuße bzw. Ost-Südosthang des Fuji, dem höchsten Berg Japans, zu absolvieren.

Insgesamt stehen 5 Pässe im Profil des 234 Kilometer langen Straßenrennens, davon 3 mit langem Anstieg (Doushi Road, Fuji Sanroku, Mikuni Pass) und 2 mit nur kurzem Anstieg nach einem Hochplateau (jeweils Kagosaka Pass). Der Mikuni Pass wird 33 Kilometer vorm Ziel passiert, der zweite Kagosaka Pass 21,3 Kilometer vorm Ziel. Der Fuji Sanroku wird schon 94 Kilometer vorm Ziel erklommen. Zwischen dessen Abfahrt und dem Mikuni-Anstieg sind 2 Runden in und um den Fuji Speedway eingebaut, inklusive 2 Zieldurchfahrten.

Der Anstieg zum Fuji Sanroku ist 14,3 Kilometer lang und im Schnitt 6,0 % steil, der Anstieg zum Mikuni Pass 6,5 Kilometer lang und im Schnitt 10,6 % mit Spitzen von 20 %, so dass im Mikuni-Anstieg mit einer Vorentscheidung zu rechnen ist. Die letzte Welle wird 6,5 vor der Ziellinie erreicht, wenn die Straße eigangs der Motorsportstrecke bis 4,5 Kilometer vorm Ziel um 90 Meter ansteigt. Als Dauer ist vom Veranstalter 11:00 bis 18:15 Uhr in japanischer Zeit angegeben, was bedeutet, dass die Entscheidung in mitteleuropäischer Zeit zum Frühstück fällt (Veranstaltung zwischen 4:00 und 11:15 mitteleuropäischer Sommerzeit).

www-tipps

Radsport-Seite.de, Homepage / Radsport bei Olympia / Tokio 2021, Radsport / Tokio 2021, Straßenrennen