Tour de France 2022 - 6. Etappe

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Pogacar sprintet Matthews um Längen davon

Tadej Pogacar (UAE) triumphierte auf der 6. Etappe der Tour de France 2022 in Longwy. Der Top-Favorit auf den Gesamtsieg feierte damit einen ersten Tageserfolg im Sprint, noch bevor es ins Gebirge geht. Aus einer erlesenen vorderen Gruppe, die nach den letzten Hügeln und der kurzen Schlussrampe übrig geblieben war, zog der 23-jährige Slowene allen Verbliebenen das Fell über die Ohren. Pogacar jubelte noch zeitig vor der Linie mit mehreren Radlängen Vorsprung gegenüber Michael Matthews (Bikeexchange) und David Gaudu (Groupama).

Durch die 10 Sekunden Zeitgutschrift für den Sieg eroberte Pogacar zudem das Gelbe Trikot des Gesamtführenden, das er vermutlich bis zum Schluss der Tour nicht mehr abgeben wird. Denn der bisherige Träger Wout van Aert (Jumbo) verpulverte seine Körner in einer langen Flucht und verlor nach seiner Einholung über 7 Minuten. Die 6. Etappe stand also ganz im Zeichen der beiden Überfahrer, die nicht hinwissen, wohin mit ihren Superkräften – mit dem effizienteren Ende zungunsten von Pogacar.

 

Ergebnis
 1. Tadej Pogacar (SLO)        - UAE-Emirates             4:27:13
 2. Michael Matthews (AUS)     - Bikeexchange
 3. David Gaudu (FRA)          - Groupama-FDJ
 4. Tom Pidcock (USA)          - Ineos Grenadiers
 5. Nairo Quintana (COL)       - Arkéa-Samsic
 6. Dylan Teuns (BEL)          - Bahrain Victorious
 7. Jonas Vingegaard (DEN)     - Jumbo-Visma
 8. Daniel Martinez (COL)      - Ineos Grenadiers
 9. Primoz Roglic (SLO)        - Jumbo-Visma
10. Romain Bardet (FRA)        - DSM                       alle
11. Enric Mas (ESP)            - Movistar
12. Adam Yates (GBR)           - Ineos Grenadiers         gleiche
13. Pierre Latour (FRA)        - Totalenergiers
14. Neilson Powless (USA)      - EF Education-Easypost     Zeit
15. Geraint Thomas (GBR)       - Ineos Grenadiers           +0:05
16. Alexander Wlasow (RUS)     - Bora-Hansgrohe
17. Alexej Luzenko (KAZ)       - Astana-Kasachstan
18. Rigoberto Uran (COL)       - EF Education-Easypost     alle
19. Guillaume Martin (FRA)     - Cofidis
20. Michael Woods (CAN)        - Israel-Premier Tech      gleoche
...
23. Jakob Fuglsang (DEN)       - Israel-Premier Tech       Zeit
26. Damiano Caruso (ITA)       - Bahrain Victorious         +0:21
32. Jasper Philipsen (BEL)     - Alpecin-Deceuninck         +0:26
52. Edvald Boasson Hagen (NOR) - Totalenergies              +1:41
59. Ben O'Connor (AUS)         - AG2R-Citroën               +2:37
61. Thibaut Pinot (FRA)        - Groupama-FDJ               +2:55
74. Peter Sagan (SVK)          - Totalenergies              +5:23
- 172 Fahrer klassiert.
DNF Alex Kirsch (LUX)          - Trek-Segafredo
DNS Daniel Oss (ITA)           - Totalenergies

 

Wegen Pogacars Zeitgutschrift schrammte Neilson Powless (EF) erneut knapp am Gelben Trikot vorbei. Er blieb mit nun 4 Sekunden Rückstand auf dem 2. Platz. Pogacars vermeintlich – wenn überhaupt – einziger Gegner Jonas Vingegaard (Jumbo) rückte auf den 3. Platz mit 31 Sekunden Rückstand auf. Es folgen die 3 Teamkollegen Yates, Pidcock und Thomas (alle Ineos) sowie Wlasow (Bora) mit ein paar Sekunden mehr. Pidcock sprintete in Longwy auf den 4. Platz und gehörte damit neben Matthews zu den wenigen Nicht-Klassementfahrern, die bis zum 14. Platz mit der gleichen Fahrzeit wie Pogacar gewertet wurden. Eine 5-Sekunden-Lücke klaffte dahinter zu Thomas und Wlasow. Allerdings dürfte Wlasow froh gewesen sein, nicht mehr verloren zu haben, da er 9 Kilometer vorm Ziel gestürzt war.

 

Gesamtwertung
 1. Tadej Pogacar (SLO)        - UAE-Emirates            20:44:44
 2. Neilson Powless (USA)      - EF Education-Easypost      +0:04
 3. Jonas Vingegaard (DEN)     - Jumbo-Visma                +0:31
 4. Adam Yates (GBR)           - Ineos Grenadiers           +0:39
 5. Tom Pidcock (GBR)          - Ineos Grenadiers           +0:40
 6. Geraint Thomas (GBR)       - Ineos Grenadiers           +0:46
 7. Alexander Wlasow (RUS)     - Bora-Hansgrohe             +0:52
 8. Daniel Martinez (COL)      - Ineos Grenadiers           +1:00
 9. Romain Bardet (FRA)        - DSM                        +1:01
10. David Gaudu (FRA)          - Groupama-FDJ               +1:02
11. Nairo Quintana (COL)       - Arkéa-Samsic               +1:05
12. Enric Mas (ESP)            - Movistar                   +1:12
13. Mattia Cattaneo (ITA)      - Quick Step Alpha Vinyl     +1:12
14. Jakob Fuglsang (DEN)       - Israel-Premier Tech        +1:16
15. Aurél. Paret-Peintre (FRA) - AG2R-Citroën               +1:21
...
20. Guillaume Martin (FRA)     - Cofidis                    +2:03
25. Damiano Caruso (ITA)       - Bahrain Victorious         +2:11
26. Rigoberto Uran (COL)       - EF Education-Easypost      +2:14
28. Primoz Roglic (SLO)        - Jumbo-Visma                +2:27

 

Nach dem harten Pflaster-Vortag war zu Beginn der 7. Etappe kein Wundenlecken angesagt. Stattdessen gab es auf der knapp 220 Kilometer langen Etappe über 70 offensive Kilometer, bis sich schließlich ein Spitzentrio absetzen konnte. Darin vertreten war unvermeidbar Wout van Aert in seinem Gelben Trikot. Mit dem Messer zwischen den Zähnen ließ er an dieser Ambition mit unzähligen Attacken keinen Zweifel. Seine beiden Begleiter hießen dann letztlich Jakob Fuglsang (Israel) und Quinn Simmons (Trek).

Zuvor hatte es ein Spitzentrio sowie eine 11-köpfige Gruppe gegeben, die für ein paar Kilometer vergeblich vorausfuhren, erst Cosnefroy (AG2R), van der Hoorn (Intermarché) und Skujins (Trek), dann Laengen (UAE), Laporte (Jumbo), Dewulf (AG2R), Asgreen (Quick Step), Geschke (Cofidis), Leknessund (DSM), Zimmermann (Intermarché), Cort (EF), Swift (Arkéa), Pedersen (Trek) und Bonnamour (B&B). Garniert war diese wilde Anfangsphase mit Ansätzen von Windkanten und Situationen, in denen sich Pogacar (UAE) und Thomas (Ineos) am Hinterrad von van Aert kurz in einer ersten Gruppe wiederfanden.

Das Trio um van Aert baute sich einen Vorsprung von über 4 Minuten auf, obwohl van Aert einen Schaltdefekt beheben musste und sich zwischenzeitlich Pogacars Team und weitere vereinzelte Helfer in die Nachführarbeit des Hauptfeldes einreihten. Auch ein Radwechsel von van Aert änderte an dem Vorsprung zunächst nichts. Dann aber reihten sich vermehrt Teams in die Nachführarbeit ein, neben Pogacars vor allem die von Wlasow und Powless sowie das Team Alpecin für wen auch immer. Also der Vorsprung 66 Kilometer vorm Ziel unter 2 Minuten gesunken war, verabschiedete sich auch noch Fuglsang zu einer Pinkelpause und ließ sich ins Feld zurückfallen. Simmons war van Aert bald auch keine große Hilfe mehr und ließ schließlich 31 Kilometer vorm Ziel abreißen.

Allein im Wind konnte selbst van Aert kein Wunder gegen die vereint nachführenden Teams im Hauptfeld vollbringen. 11 Kilometer vorm Ziel wurde er gestellt und gleich durchgereicht. 2 Kilometer später stürzte Wlasow in einem Kurvenausgang an einem ungesicherten Fahrbahnteiler. Im vorletzten Anstieg attackierte Alexis Vuillermoz (Totalenergies) in einer Steilrampe aus einem sehr klein gewordenen Vorderfeld. 5,5 Kilometer vorm Ziel testete Pogacar kurz vor der Kuppe die Konkurrenz an, ohne wegzukommen. Gaudu hatte sofort aufgepasst.

Vuillermoz verblieb bis 1,5 Kilometer vorm Ziel vorn, als es bereits die Schlussrampe hinaufging. Pogacars Helfer McNulty und Majka bestimmten das Tempo. Auf der abflachenden Zielgeraden verließen sie ihre Kräfte. Da kam Pogacar eine sehr frühe Sprinteröffnung von Roglic gelegen. Pogacar sprang sofort an dessen Hinterrad und vor dort aus scheinbar spielerisch im mehrere Radlängen davon. Matthews hatte seine zunächst gute Ausgangsposition eingebüßt und konnte damit nur noch um Platz 2 gegen Gaudu und Pidcock fahren. Roglic belegte letztlich den 9. Platz.


Vorschau auf diese Etappe: Für den Start der 6. Etappe der Tour de France 2022 wechselt die Szenerie zunächst nach Belgien. Von Binche aus verläuft die Strecke dann zurück nach Frankreich durch die Ardennen bis nach Longwy. Dort ist die Zielanfahrt derart schwierig, dass wahrscheinlich sogar eher die Klassementfahrer vorne zu finden sein werden als die Klassikerjäger. 6 Kilometer vorm Ziel steht ein 800-Meter-Stich mit durchschnittlich 12,3 % im Profil, und nach darauf abschüssigen 3 Kilometern führen die letzten gut 2 Kilometer wieder bergauf. Für die finalen 1,6 Kilometer wird eine Durchschnittssteigung von 5,8 % angegeben – mit maximal 11 % kurz vor der Kilometermarke – Spitzkehren inklusive, die letzte davon 750 Meter vorm Ziel. Für die letzten 500 Meter flacht es etwas ab. Die Zielankunft an der Côte des Religieuses ist dann auch ohne Bergpreis versehen.

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Tour de France 2022
6. Etappe (219,9km)
von Binche/BEL 12:13
nach Longwy 17:29

3 -km133 14:19 Côte des Mazures
S -km74 15:43 Carignan
4 -km15 17:08 Côte de Motigny-sur-Chiers
3 -km6 17:22 Côte de Pulventeux

Etappensieg:
Tadej Pogacar (SLO)

Gelbes Trikot:
Tadej Pogacar (SLO)

Grünes Trikot:
Wout van Aert (BEL)

Bergtrikot:
Magnus Cort (DEN)

Jungprofi-Wertung:
Tadej Pogacar (SLO)
- wird getragen von Pidcock

Teamwertung:
Ineos Grenadiers

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