Giro d'Italia 2021 - 6. Etappe

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Mäder knapp vor den Klassementstärksten

Bei hartem Wetter gewann Gino Mäder (Bahrain) in San Giacomo oberhalb von Ascoli Piceno die 6. Etappe des Giro d'Italia 2021. Der 24-jährige Schweizer stammte aus der 8-köpfigen Spitzengruppe des Tages und kam an der ersten Bergankunft des diesjährigen Giros nur 12 Sekunden vor den besten Klassementfahrern durch. Von denen blies Egan Bernal (Ineos) innerhalb der letzten 3 Kilometer zur Attacke. Nur Dan Martin (Israel), Remco Evenepoel (Deceuninck) und Giulio Ciccone (Trek) hielten Kontakt.

Das Rosa Trikot des Gesamtführenden übernahm jedoch weder Evenepoel noch Bernal, sondern Attila Valter (Groupama), der 2 Tage zuvor in der großen Flucht um Alessandro de Marchi (Israel) dabei war. Auf der 6. Etappe nun verlor de Marchi das Rosa Trikot, nachdem er schon 65 Kilometer vor dem Ziel nach einer Tempoverschärfung von Bernals Team zurückgefallen war. In der Spitzengruppe bereitete Mäders Teamkollege Mohoric den Etappensieg vor, indem er die Bernal-Helfer auf Distanz hielt. Die besten Klassementfahrer gingen mit knapp 3 Minuten Rückstand in den 16,9 Kilometer langen Schlussanstieg.

Bernal gibt Takt bei Klassementfahrern vor

Mäder stellte erst 3,3 Kilometer vor dem Ziel seine letzten Begleiter Bauke Mollema (Trek) und Dario Cataldo (Movistar) ab. Beide wurden noch auf die Plätze 31 und 32 durchgereicht. Bernal ritt die gesamte Attacke und auch den Zielsprint von vorne und setzte sich um den 2. Platz und damit für 6 Bonussekunden vor Martin, Evenepoel und Ciccone durch. Die beiden Nächstbesten, Caruso (Bahrain) und Martinez (Ineos), verloren 13 Sekunden auf die Bernal-Gruppe. Bei Soler (Movistar) waren es 2 Sekunden mehr, bei Carthy (EF), Wlasow (Astana), Simon Yates (BikeExchange) und Valter je 4. Dahinter wurden die Lücken etwas größer.

 

Ergebnis
 1. Gino Mäder (SUI)           - Bahrain Victorious       4:17:52
 2. Egan Bernal (COL)          - Ineos Grenadiers           +0:12
 3. Daniel Martin (IRL)        - Israel                   gl.Zeit
 4. Remco Evenepoel (BEL)      - Deceuninck-Quick Step    gl.Zeit
 5. Giulio Ciccone (ITA)       - Trek-Segafredo             +0:14
 6. Damiano Caruso (ITA)       - Bahrain Victorious         +0:25
 7. Daniel Martinez (COL)      - Ineos Grenadiers           +0:25
 8. Marc Soler (ESP)           - Movistar                   +0:27
 9. Hugh Carthy (GBR)          - EF Education-Nippo         +0:29
10. Alexander Wlasow (RUS)     - Astana-Premier Tech       alle
11. Simon Yates (GBR)          - BikeExchange             gleiche
12. Attila Valter (HUN)        - Groupama-FDJ              Zeit
13. Emanuel Buchmann (GER)     - Bora-Hansgrohe             +0:40
14. Romain Bardet (FRA)        - DSM
15. Tobias Foss (NOR)          - Jumbo-Visma               alle
16. João Almeida (POR)         - Deceuninck-Quick Step    gleiche
17. Davide Formolo (ITA)       - UAE-Emirates              Zeit
18. Vincenzo Nibali (ITA)      - Trek-Segafredo             +0:57
19. Nick Schultz (AUS)         - BikeExchange             gl.Zeit
20. Einer Rubio (COL)          - Movistar                   +1:10
...
22. Louis Vervaeke (BEL)       - Alpecin-Fenix              +1:12
24. Pello Bilbao (ESP)         - Bahrain Victorious         +1:18
28. Fausto Masnada (ITA)       - Deceuninck-Quick Step      +1:46
34. Jai Hindley (AUS)          - DSM                        +2:38
42. George Bennett (NZL)       - Jumbo-Visma                +7:14
56. Nelson Oliveira (POR)      - Movistar                  +14:37
71. Alberto Bettiol (ITA)      - EF Education-Nippo        +18:52
85. Domenico Pozzovivo (ITA)   - Qhubeka-Assos             +20:20
DNF Manuel Belletti (ITA)      - Eolo-Kometa
DNS François Bidard (FRA)      - AG2R-Citroën
DNS Pawel Siwakow (RUS)        - Ineos Grenadiers
DNS Joe Dombrowski (USA)       - UAE-Emirates

 

Valter übernimmt Rosa vor Evenepoel und Bernal

Valter ging an die Spitze der Gesamtwertung mit nur 11 Sekunden vor Evenepoel, 16 vor Bernal und 24 vor Wlasow. Der Ungar trug bisher schon das weiße Trikot des besten Jungprofis. Ciccone und Martin reihten sich auf den Plätzen 8 und 9 mit 41 und 47 Sekunden Rückstand ein.

Die Abstände zwischen den Klassementfahrern sind noch nicht riesig, werden aber allmählich größer. So haben ein Vincenzo Nibali (Trek) oder Emanuel Buchmann (Bora) schon über 1:40 Minuten Rückstand angesammelt. Insgesamt setzten sich die bisherigen Eindrücke weitgehend fort. Der Vorjahreszweite Hindley (DSM) verlor allein auf der 6. Etappe weitere zweieinhalb und George Bennett (Jumbo) über 7 Minuten.

 

Gesamtwertung
 1. Attila Valter (HUN)        - Groupama-FDJ            22:17:06
 2. Remco Evenepoel (BEL)      - Deceuninck-Quick Step      +0:11
 3. Egan Bernal (COL)          - Ineos Grenadiers           +0:16
 4. Alexander Wlasow (RUS)     - Astana-Premier Tech        +0:24
 5. Louis Vervaeke (BEL)       - Alpecin-Fenix              +0:25
 6. Hugh Carthy (GBR)          - EF Education-Nippo         +0:38
 7. Damiano Caruso (ITA)       - Bahrain Victorious         +0:39
 8. Giulio Ciccone (ITA)       - Trek-Segafredo             +0:41
 9. Daniel Martin (IRL)        - Israel                     +0:47
10. Simon Yates (GBR)          - BikeExchange               +0:49
11. Davide Formolo (ITA)       - UAE-Emirates               +0:55
12. Daniel Martinez (COL)      - Ineos Grenadiers           +1:06
13. Marc Soler (ESP)           - Movistar                   +1:14
14. Romain Bardet (FRA)        - DSM                        +1:14
15. Rein Taaramäe (EST)        - Intermarché-Wanty          +1:32
16. Emanuel Buchmann (GER)     - Bora-Hansgrohe             +1:40
17. Vincenzo Nibali (ITA)      - Trek-Segafredo             +1:43
18. Tobias Foss (NOR)          - Jumbo-Visma                +1:53
19. Pello Bilbao (ESP)         - Bahrain Victorious         +2:01
20. Nick Schultz (AUS)         - BikeExchange               +2:01
...
22. Gino Mäder (SUI)           - Bahrain Victorious         +2:17
24. Fausto Masnada (ITA)       - Deceuninck-Quick Step      +3:09
25. Jai Hindley (AUS)          - DSM                        +3:29
28. João Almeida (POR)         - Deceuninck-Quick Step      +4:49

 

Die Stürze des Vortages kosteten 3 weitere Fahrer die Fortsetzung des Giro 2021. Nachdem am Vortag Mitfavorit Mikel Landa (Bahrain) mit gebrochenen Rippen und Schlüsselbein erst gar nicht mehr ins Ziel kam, traten Bidard (AG2R) und Siwakow (Ineos) jeweils wegen Schlüsselbeinbrüchen sowie Bergtrikot-Träger Dombrowski (UAE) wegen einer Gehirnerschütterung nicht mehr zur 6. Etappe an.

Wetter setzt den Fahrern zu

Auf dieser 6. Etappe hatten die Fahrer außer mit den Anstiegen zu kämpfen mit Dauerregen, Wind, relativer Kälte und dazu teils schlechten Straßen. Für die 8-köpfige Spitzengruppe des Tages sah es lange Zeit gar nicht gut aus für in puncto Etappensieg. Denn sie bekam keinen großen Vorsprung zugestanden, weil Mäder in der Gesamtwertung vor der 6. Etappe nur knapp 4 Minuten hinter dem Rosa Trikot zurücklag. Außer Mohoric, Mollema und Cataldo hießen seine Begleiter hießen Bouchard (AG2R), Ravanelli (Androni), Janssens (Alpecin) und Guglielmi (Groupama).

Am ersten Bergpreis 72 Kilometer vorm Ziel holte Geoffrey Bouchard die maximale Punktzahl und übernahm aus dem Stand die virtuelle Führung in der Bergwertung. Nach einer Art Plateau zog Matej Mohoric kurz vor der Kuppe des nächsten kleinen Berges an, und nur Cataldo, Mollema und Ciccone blieben dran. In der Abfahrt fuhr Mohoric mit Mäder am Rad sogar einen Vorsprung heraus. Doch Mäder konnte dem kühnen Mohoric kaum folgen, sodass Mollema und Ciccone wieder aufschlossen. Die anderen 4 Ausreißer kamen nicht mehr nach vorne.

Mohoric spannte sich bis zum Schlussanstieg vor. Der Plan ging auf, weil Mäder am Ende tatsächlich stärker war als Mollema und Cataldo. Damit gab das Team eine schnelle Antwort auf das Sturzaus ihres Kapitäns Landa. Außerdem konnte Mäder Frieden schließen mit der 7. Etappe von Paris-Nizza, als seine Flucht erst wenige Meter vor der Ziellinie eingeholt wurde. Diesmal wendete er das gleiche Szenario ab und holte seinen ersten großen Profisieg in der WorldTour. Dieser wurde garniert mit dem Bergtrikot, für das er im Etappenverlauf dann mehr zu bieten hatte als Bouchard.

Im Hauptfeld erwischte das Team von Bernal etliche Fahrer auf dem falschen Fuß mit einer eklatanten Tempoverschärfung im Seitenwind auf besagtem Hochplateau. Innerhalb kürzester Zeit halbierte sie so den Rückstand zur Spitze von 4 auf 2 Minuten. Unter den Abgehängten befand sich de Marchi im Rosa Trikot und aus dem erweiterten Kreis der Klassementfavoriten Domenico Pozzovivo (Qhubeka), der deswegen am Ende über 20 Minuten verlor.

In der Abfahrt ging die Lücke nach vorne wieder eine Minuten nach oben. Aus dem nur noch 30 bis 40 Fahrer zählenden Hauptfeld ließen es bergab allerdings Ciccone, Romain Bardet (DSM) und Alberto Bettiol (EF) so richtig rollen. Nach ihrer Abfahrts-Attacke innerhalb der letzten 50 Kilometer hatten sie 25 Kilometer später Ravanelli, Janssens und Guglielmi eingesammelt. Bouchard war bereits weiter zurückgefallen. Die nun 6 Verfolger hatten gut 2 Minuten Rückstand auf die Spitze, das nächste Verfolgerfeld knapp 3.

Ciccone als Stehaufmännchen

17 Kilometer vorm Ziel wurde, also kurz vor Beginn des Schlussanstiegs, wurden die Verfolger jedoch gestellt. Für Ciccone, Bardet und Bettiol hatte die gescheiterte Attacke unterschiedliche Nebenwirkungen. Ciccone hielt überraschend bei Bernal mit, als wäre vorher nichts gewesen, Bardet hielt sich noch so einigermaßen mit 28 Sekunden Verlust auf Bernal in einer Gruppe um Buchmann. Bettiol hingegen gab 8 Minuten ab.

Zum ersten Aufreger im Schlussanstieg wurde, dass ein Teamfahrzeug von BikeExchange den vor ihm fahrende Serry (Deceuninck) von hinten umnietete. Zum Glück kam das Auto vor dem so Gestürzten zu stehen. Von den vermeintlichen Kandidaten um den Gesamtsieg geriet wieder Bennett früh in Probleme. Die richtige Auslese geschah aber erst, als Evenepoels Team die Führungsarbeit von Bernals Helfern im späten Abschnitt des Schlussberges übernommen hatte. Bernals Teamkollege Daniel Martinez erhöhte den Druck mit einer Attacke. Hindley fiel zurück, noch bevor Bernal abstartete.

Bei Bernals zweistufiger Attacke hielten zunächst nur Ciccone und Evenepoel mit. Wlasow führte einige weitere Fahrer wieder heran, aber es bröckelte bereits erheblich. Dann zog Bernal noch einmal an und ließ bis zur Ziellinie nicht mehr nach. Außer Evenepoel und Ciccone klemmte sich nun zusätzlich Dan Martin dran. Wlasow und Caruso waren die ersten Verfolger. Bis ins Ziel musste Wlasow aber noch Martinez, Soler und Carthy knapp vorbeiziehen lassen.


Vorschau auf diese Etappe: Die erste Bergankunft beim Giro d'Italia 2021 gibt es auf der 6. Etappe in der Region Marken. Nach Start an der Grotte von Frasassi fühlt den Fahrern schon zu Etappenmitte ein Berg mit anschließendem Plateau auf den Zahn. Nach langer Abfahrt wird in Ascoli Piceno der Fuß des 16,9 Kilometer langen Schlussanstiegs nach San Giacomo erreicht. Dies ist vielleicht nicht die steilste Bergankunft, aber für einen ersten ernsthaften Fingerzeig in Richtung Endklassement dürfte es an Christi Himmelfahrt allemal reichen.

5. Etappe ◄ Do 13. Mai: 6. Etappe ► 7. Etappe

Giro d'Italia 2021
6. Etappe (160,0km)
von Grotte di Frasassi 12:55
nach Ascoli Piceno 17:15

S -km106 14:14 Pieve Torina
2 -km72 15:21 Forca di Gualdo
3 -km60 15:38 Forca di Presta
S -km16 16:32 Ascoli Piceno
2 -km0 17:15 San Giacomo

Etappensieg:
Gino Mäder (SUI)

Rosa Trikot:
Attila Valter (HUN)

Maglia Ciclamino:
Giacomo Nizzolo (ITA)

Bergtrikot:
Gino Mäder (SUI)

Jungprofi-Wertung:
Attila Valter (HUN)
- wird getragen von Evenepoel

Teamwertung:
Bahrain Victorious

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