Radsport-Seite.de
Tour de France 2019 - 6. Etappe
Übersicht - Etappenplan - Berge - Startliste - Endklassement - Tour-Siegerliste
5. Etappe ◄ Do 11. Juli: 6. Etappe ► 7. Etappe
Teuns siegt an der Planke, Ciccone in Gelb
Ausgerechnet an der ersten Bergankunft der Tour de France 2019 durften die frühen Ausreißer um den Tagessieg fahren: An der Planche des Belles Filles rang Dylan Teuns (Bahrain) auf dem neuen supersteilen letzten Schotter-Kilometer Giulio Ciccone (Trek) um 11 Sekunden nieder. Ciccone, der Bergkönig des Giro d'Italia, eroberte dafür hauchdünn das Gelbe Trikot. Auch auf dem 3. Platz kam mit Xandro Meurisse (Wanty) noch ein ehemaliger Mitausreißer von Teuns und Ciccone vor den Top-Klassementfahrern ins Ziel.
Gegen diese machte beinahe Julian Alaphilippe (Deceuninck) im Gelben Trikot die beste Figur. Er verlor die Gesamtführung dennoch um 6 Sekunden an Ciccone. Erst kurz vor dem Ziel ging Vorjahressieger Geraint Thomas (Ineos) um 2 Sekunden an Alaphilippe vorbei, 104 Sekunden hinter Teuns. Außerdem schob Thibaut Pinot (Groupama) in den heimischen Vogesen sein Rad noch an Alaphilippe vorbei.
Die nächsten Fahrer im Ziel waren Nairo Quintana (Movistar) und Emanuel Buchmann (Bora) 7 Sekunden hinter Thomas. 2 Sekunden mehr benötigten Fuglsang (Astana), Landa (Movistar), Porte (Trek) und Bernal (Ineos). Die Klassementfahrer hielten sich während der 6. Etappe sehr lange bedeckt. Erst auf dem erstmals befahrenen geschotterten Schlussabschnitt gingen die Lücken auf. Davor fielen nur sehr vereinzelt Fahrer aus dem erweiterten Favoritenkreis zurück. Der 27-jährige Belgier Teuns feierte indes beim Tour-Debüt den größten Sieg, wenn auch längst nicht den ersten.
Ergebnis 1. Dylan Teuns (BEL) - Bahrain-Merida 4:29:03 2. Giulio Ciccone (ITA) - Trek-Segafredo +0:11 3. Xandro Meurisse (BEL) - Wanty-Gobert +1:05 4. Geraint Thomas (GBR) - Ineos +1:44 5. Thibaut Pinot (FRA) - Groupama-FDJ +1:46 6. Julian Alaphilippe (FRA) - Deceuninck-Quick Step gl.Zeit 7. Nairo Quintana (COL) - Movistar +1:51 8. Emanuel Buchmann (GER) - Bora-Hansgrohe gl.Zeit 9. Jakob Fuglsang (DEN) - Astana +1:53 10. Mikel Landa (ESP) - Movistar alle 11. Richie Porte (AUS) - Trek-Segafredo gleiche 12. Egan Bernal (COL) - Ineos Zeit 13. Adam Yates (GBR) - Mitchelton-Scott +1:58 14. Daniel Martin (IRL) - UAE-Emirates gl.Zeit 15. Rigoberto Uran (COL) - EF Education First +2:02 16. Michael Woods (CAN) - EF Education First gl.Zeit 17. George Bennett (NZL) - Jumbo-Visma gl.Zeit 18. Enric Mas (ESP) - Deceuninck-Quick Step +2:17 19. Bauke Mollema (NED) - Trek-Segafredo +2:19 20. Steven Kruijswijk (NED) - Jumbo-Visma gl.Zeit 21. Warren Barguil (FRA) - Arkéa-Samsic +2:27 22. Vincenzo Nibali (ITA) - Bahrain-Merida +2:35 23. David Gaudu (FRA) - Groupama-FDJ gl.Zeit 24. Guillaume Martin (FRA) - Wanty-Gobert +2:44 25. Fabio Aru (ITA) - UAE-Emirates +2:46 26. Patrick Konrad (AUT) - Bora-Hansgrohe +2:52 27. Romain Bardet (FRA) - AG2R La Mondiale +2:53 28. Alexej Luzenko (KAZ) - Astana +3:05 29. Alejandro Valverde (ESP) - Movistar gl.Zeit 30. Tim Wellens (BEL) - Lotto-Soudal +3:18 ... 39. Tejay van Garderen (USA) - EF Education First +8:00 59. Wout van Aert (BEL) - Jumbo-Visma +14:46 84. Wilco Kelderman (NED) - Sunweb +18:34 - 174 Fahrer klassiert. DNF Nicolas Edet (FRA) - Cofidis DNS Patrick Bevin (NZL) - CCC
Alaphilippe glänzt, verliert Gelb dennoch um 6 Sekunden
Ciccone überfuhr den vorletzten Bergpreis 19 Kilometer vorm Ziel zuerst. Da der Col de Chevrères gleichzeitig als Bonussprint ausgeschrieben war, holte Ciccone hier 8 wichtige Bonussekunden. Weitere 6 Sekunden gab es für den 2. Platz im Ziel – exakt die 6 Sekunden, um die Alaphilippe trotz eines starken Auftritts das Gelbe Trikot an Ciccone verlor. Der Tagessieger Teuns sprang auf den 3. Platz der Gesamtwertung, 32 Sekunden hinter Ciccone.
Auf dem 4. Platz mit 47 Sekunden Rückstand hielt sich George Bennett (Jumbo) dank des Teamzeitfahrens. Dessen Teamkollege Steven Kruijswijk allerdings verlor 35 Sekunden auf Thomas und musste sich in der Gesamtwertung hinter Thomas, Bernal und Pinot einreihen. Auf Thomas gerechnet gingen seine mutmaßlichen Hauptkonkurrenten mit folgenden Abständen aus der 6. Etappe: Bernal aus dem eigenen Team mit 4 Sekunden, Pinot mit 9 und ein paar Plätze weiter dahinter Fuglsang mit einer halben Minute.
Quintana und sein Co-Kapitän Mikel Landa konnten trotz Engagements des Teams in der Nachführarbeit nichts von der verlorenen Zeit aus dem Teamzeitfahren gutmachen. Weltmeister Valverde opferte sich gar für beide mit Tempoarbeit auf und büßte entsprechend über eine Minute ein. Immerhin zeigte Landa im Schlussanstieg eine Attacke vor dem steilen Schlussstück, was aber am Ende nicht belohnt wurde. Auf dem Schotterabschnitt wurde er zuerst von Alaphilippe kassiert, dann von Thomas, dann von Pinot und schließlich noch von Quintana und Buchmann, der sich im Konzert der Großen etablierte.
Gesamtwertung 1. Giulio Ciccone (ITA) - Trek-Segafredo 23:14:55 2. Julian Alaphilippe (FRA) - Deceuninck-Quick Step +0:06 3. Dylan Teuns (BEL) - Bahrain-Merida +0:32 4. George Bennett (NZL) - Jumbo-Visma +0:47 5. Geraint Thomas (GBR) - Ineos +0:49 6. Egan Bernal (COL) - Ineos +0:53 7. Thibaut Pinot (FRA) - Groupama-FDJ +0:58 8. Steven Kruijswijk (NED) - Jumbo-Visma +1:04 9. Michael Woods (CAN) - EF Education First +1:13 10. Rigoberto Uran (COL) - EF Education First +1:15 11. Jakob Fuglsang (DEN) - Astana +1:19 12. Emanuel Buchmann (GER) - Bora-Hansgrohe +1:22 13. Enric Mas (ESP) - Deceuninck-Quick Step +1:23 14. Adam Yates (GBR) - Mitchelton-Scott +1:24 15. Xandro Meurisse (BEL) - Wanty-Gobert +1:39 16. Nairo Quintana (COL) - Movistar +1:41 17. Mikel Landa (ESP) - Movistar +1:43 18. Daniel Martin (IRL) - UAE-Emirates +1:46 19. David Gaudu (FRA) - Groupama-FDJ +1:52 20. Vincenzo Nibali (ITA) - Bahrain-Merida +1:56 21. Richie Porte (AUS) - Trek-Segafredo +1:56 22. Bauke Mollema (NED) - Trek-Segafredo +2:22 23. Patrick Konrad (AUT) - Bora-Hansgrohe +2:23 24. Alexej Luzenko (KAZ) - Astana +2:31 25. Alejandro Valverde (ESP) - Movistar +2:55 26. Romain Bardet (FRA) - AG2R La Mondiale +2:57 27. Warren Barguil (FRA) - Arkéa-Samsic +3:03
14 frühe Ausreißer mit genug Vorsprung für Tagessieg
Die 6. Etappe der Tour 2019 lief noch nicht lange, da stand schon die 14-köpfige Spitzengruppe des Tages. Sie bestand – entlang der Platzierung in der Gesamtwertung – aus: Ciccone (Trek, +1:43 aufs Gelbe Trikot), Meurisse (Wanty, +2:18), Teuns (Bahrain, +2:24), Politt (Katusha), Bernard (Trek), de Gendt (Lotto), Pasqualon (Wanty), Berhane (Cofidis), Wellens (Lotto), Cosnefroy (AG2R), Arndt (Sunweb), Pauwels (CCC), Grellier (Total) und Greipel (Arkéa). Der Vorsprung vor dem Hauptfeld wuchs auf zeitweise über 8 Minuten, teilweise begleitet von einem leichten Regen.
Tim Wellens konzentrierte sich unterwegs auf die größeren Bergpreise, um sein gepunktetes Bergtrikot zu untermauern. An den kleineren Bergpreisen schickte er seinen Teamkollegen de Gendt voraus, um selbst Kräfte zu sparen und den anderen Fahrern die Punkte zu nehmen. Le Markstein und Elsässer Belchen überfuhr Wellens zuerst. Am Col du Hundsruck ließ er sich noch von Berhane übersprinten. Bis auf Greipel blieb die Spitzengruppe bis zum vorletzten der 7 kategorisierten Anstiege komplett.
Am Col de Chevrères reichte es für Wellens so gerade noch, um mit Ciccone, Teuns und Meurisse an der Spitze zu bestehen, und zwar am Gipfel auf dem 3. Platz hinter Ciccone und Teuns. Den 7,9 Kilometer langen Schlussanstieg begann das Quintett gut 4 Minuten vor dem inzwischen auf rund 40 Fahrer ausgedünnten Hauptfeld. Wellens war über 4 Kilometer vorm Ziel der erste, der abreißen ließ. Kurz danach fiel auch Meurisse zurück. Teuns zog den letzten Kilometer von vorn durch. Ciccone verlor erst spät den Kontakt und 11 Sekunden zu Teuns. In der Bergwertung positionierte sich Ciccone 13 Punkte hinter Wellens und 3 vor Meurisse.
Bergwertung 1. Tim Wellens (BEL) - Lotto-Soudal 43 p. 2. Giulio Ciccone (ITA) - Trek-Segafredo 30 3. Xandro Meurisse (BEL) - Wanty-Gobert 27 4. Dylan Teuns (BEL) - Bahrain-Merida 13 5. Natnael Berhane (ERI) - Cofidis 13 6. Toms Skujins (LAT) - Trek-Segafredo 9 7. Thomas de Gendt (BEL) - Lotto-Soudal 8 8. Geraint Thomas (GBR) - Ineos 4
Abtasten zwischen den Klassementfahrern
Im Hauptfeld übernahmen die Helfer von Quintana und Landa innerhalb der letzten 60 Kilometer die Tempoarbeit. Zuvor hatten Alaphilippes Helfer nachgeführt. Eine Einholung der stärksten Kletterer aus der Spitzengruppe war allerdings inzwischen unrealistisch geworden. Nur ums Gelbe Trikot sollte es noch extrem knapp werden.
Einen Großteil des Schlussanstiegs gaben Valverde und Kwiatkowski (Ineos) das Tempo in der Favoriten-Gruppe vor. Gegen diese Tempoarbeit setzte Warren Barguil (Arkéa) eine Attacke, die jedoch nach hinten losging. Landa konterte, flog an ihm vorbei und Barguil war schnell wieder geschluckt. Nicht hingegen Landa, der sich lange über 10 Sekunden vor den Gegner hielt.
Spät drehen Alaphilippe, Pinot und Thomas auf
Vor den letzten 2 steilen Kilometern spannte Pinot seinen Helfer Gaudu ein. Die Attacke kam dann aber von Alaphilippe, den man fürs Endklassement zumindest im Vorfeld der Tour de France 2019 eher noch nicht auf dem Schirm hatte. Pinot versuchte zu folgen, während ein dritter Franzose, Romain Bardet (AG2R), als einer der ersten großen Namen zurückfiel und fast so viel Zeit wie Valverde liegen ließ. Mit Vincenzo Nibali (Bahrain) erging es einem ehemaligen Gesamtsieger kaum besser. Erträglicher gestaltete sich der Rückstand für Adam Yates (Mitchelton), Dan Martin (UAE) und Uran (EF), obzwar ihre Vorstellung alles andere als ein Fingerzeig in Richtung eines Podestplatzes bedeutete.
Alaphilippe war auf steilem Schotter in seinem Element und fuhr erst einmal allen davon. Gewohnt spät drehte Thomas auf, aber wie! Er marschierte an Alaphilippe vorbei und beseitigte mit diesem Auftritt Zweifel, ob er einen weiteren Gesamtsieg folgen lassen könnte. Halbwegs auf Augenhöhe sah man nur Pinot. Das dominierende Team der letzten Jahre kann jetzt schon wieder – zumal mit Bernal in der Hinterhand – den Verteidigungsmodus einschalten, obwohl erst 6 von 21 Etappen der Tour 2019 vorbei sind. Allerdings blieben die Abstände an der Planche des Belles Filles insgesamt recht eng.
Vorschau auf diese Etappe: Ein weiterer Tag in den Vogesen, und ein deutlich schwierigerer – das verspricht die 6. Etappe der Tour de France 2019. Auf die 160,5 Kilometer verteilen sich 6 Vogesen-Anstiege, der letzte davon zur Planche des Belles Filles. Der kurze, aber steile Schlussanstieg ist ein gern gesehener Dauergast in den Tour-Etappenplänen der letzten Jahre, als die Fahrer teilweise in Schlangenlinien dem Zielstrich entgegen fuhren. Und dieser soll 2019 nach einem mindestens ebenso steilen Extra-Kilometer auf Schotter (!) – mit Spitzen bis 24 % – noch weiter oben liegen. So ist der Schlussanstieg nun 7 Kilometer lang und im Schnitt 8,7 % steil. Und vielleicht lockt ja schon am vorletzten Anstieg, dem steilen Col de Chevrères (allerdings Kategorie 2 anstatt zunächst angekündigt Kategorie 1), der Bonussprint um 8, 5 und 2 Sekunden ein paar interessante Akteure aus der Reserve.
► Landkarte, Zeitplan und Profile auf www.letour.fr
5. Etappe ◄ Do 11. Juli: 6. Etappe ► 7. Etappe
